Der Fachkräftemangel ist trotz permanenter Krisensituationen in den Thüringer Unternehmen hoch. Eine aktuelle Umfrage der Thüringer Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände bei den Ausbildungsleiterinnen und -leitern der Mitgliedsunternehmen und -verbände zeigt ein Stimmungsbild in den Firmen.
80 Prozent der Befragten haben aktuell ein Fachkräfteproblem
Besondere Engpässe bestehen bei Facharbeitern im gewerblich-technischen Bereich (80 Prozent), z. B. Maschinen- und Anlagenführer, Elektroniker oder Fachinformatiker und bei hochqualifizierten gewerblich-technischen Fachkräften wie Ingenieuren und IT-Fachkräften. Knapp 70 Prozent der Befragten geben an, dass auch Auszubildende schwer zu finden sind. Um geeignete Azubis zu finden, erweist sich Mundpropaganda vorrangig über Mitarbeitende (91 Prozent) als erfolgreich. Des Weiteren sind Praktika und Messen (89 Prozent) sowie Kooperationen mit Schulen (65 Prozent) sinnvoll. Auch Initiativbewerbungen (87 Prozent) führen zum Erfolg. Zusätzlich umwerben die Firmen Studienabbrecher (65 Prozent), junge Frauen (50 Prozent) und ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Trotz des Mangels an geeigneten Azubis finden Ausbildungsabbrüche sowohl in der Probezeit (24 Prozent) als auch danach (47 Prozent) statt. Zu den häufigsten Ursachen für Ausbildungsabbrüche gehören unter anderen falsche Vorstellungen der Jugendlichen vom künftigen Beruf, schlechte Verbindungen des ÖPNV sorgen für lange Anfahrtswege zum Ausbildungsbetrieb oder unzureichende Leistungsbereitschaft. Die Suche nach geeigneten Auszubildenden bleibt weiterhin eines der großen Themen der Thüringer Firmen. Die größten Herausforderungen sehen die Firmen in der Konkurrenz der dualen Ausbildung zum Studium. "Das Image der Ausbildungsberufe muss wieder besser werden. Weite Wege zu den Berufsschulen und die Integration ausländischer Bewerberinnen und Bewerber zählen mit zu den größten Herausforderungen, geeignete Azubis zu gewinnen und zu halten. Um hier Abhilfe zu schaffen, müssen die Vorzüge der dualen Ausbildung in der Schule, den Elternhäusern und auch von den Bildungspolitikern stärker dargestellt werden. Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell, um das uns andere Länder beneiden. Hinzu kommt auch, dass die Berufsschulen nicht nur in der Digitalisierung Erneuerungsbedarf haben", sagte VWT-Hauptgeschäftsführer Stephan Fauth.
Auszüge aus der Umfrage zum Fachkräfteproblem und zu den Ausbildungsabbrüchen finden Sie hier.
Ein Drittel der Unternehmen sehen Anstieg psychischer Auffälligkeiten der Auszubildenden
Die Thüringer Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände befragten die Thüringer Unternehmen auch zu den psychischen Herausforderungen bei Auszubildenden. VWT-Hauptgeschäftsführer Stephan Fauth: "Führungskräfte in den Thüringer Unternehmen sind für psychische Auffälligkeiten ihrer Auszubildenden sensibilisiert. Dennoch gibt es deutlichen Unterstützungsbedarf"
In dem aktuellen Stimmungsbild sieht fast ein Drittel der Unternehmen einen Anstieg an psychischen und psychosozialen Herausforderungen bei den Auszubildenden. Während 30 Prozent der Befragten den Eindruck haben, dass psychische und psychosoziale Herausforderungen zugenommen haben, stellten das 43 Prozent nicht fest und 19 Prozent konnten es nicht einschätzen. Um auf diese Situation zu reagieren, führen 52 Prozent der Unternehmen regelmäßige Feedbackgespräche zu Auslastung und Stress, weiter sensibilisieren sie die Azubis für mentale und soziale Gesundheit, beispielsweise in Workshops (28 Prozent). Auch die Zusammenarbeit mit externen Beratungsstellen und Krankenkassen nutzen die Firmen (26 Prozent). Darüber hinaus werden in den Unternehmen Strategien zur Bewältigung psychischer und psychosozialer Herausforderungen angeboten (17 Prozent), der Arbeitsalltag wird reizarm, mit Entspannung- und Bildschirmpausen gestaltet (13 Prozent). Befragt nach den Ursachen dieser Entwicklung geben die Firmen in einer offenen Befragung an, dass sie zunehmend sinkende Belastbarkeit, ein hohes Anspruchsdenken und geringe Kritikfähigkeit feststellen. Auch der häufige digitale Medienkonsum verbunden mit hohem Leistungsdruck in allen Lebensbereichen erhöht die Anforderungen.
"Die Umfrage macht deutlich, dass die Führungskräfte in den Thüringer Unternehmen für psychische Auffälligkeiten ihrer Auszubildenden sensibilisiert sind und mit entsprechenden Angeboten darauf reagieren. Betriebliche Gesundheitsförderung, wie Kooperationen mit Krankenkassen oder Gesundheitstage, gehören zum Portfolio in der Führungsetage. Entscheidend ist, dass die Führungskräfte signalisieren 'Du bist nicht allein' und Wege aufzeigen. Allerdings gibt es in diesem sensiblen Feld psychischer Herausforderungen deutlichen Unterstützungsbedarf bei den Unternehmen. Hier bedarf es weiterer intensiver Zusammenarbeit mit den Rehabilitationsträgern, auch um das Thema zu enttabuisieren", sagte VWT-Hauptgeschäftsführer Stephan Fauth.
Auszüge aus der Umfrage zu psychischen Auffälligkeiten finden Sie hier.
Befragt wurden 247 Mitgliedsfirmen des AGVT, VMET und ANGT mit 47.623 Unternehmen Beschäftigten. Es beteiligten sich 46 Unternehmen mit 10.322 Beschäftigten.
Dr. Ute Zacharias
Verbandssprecherin
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