VMET-Hauptgeschäftsführer Stephan Fauth: "Mehr als ein Drittel der Thüringer M+E-Firmen besonders von Lieferschwierigkeiten betroffen – Suche nach Alternativen schwierig"
Die unmittelbaren Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf das laufende Geschäft der Unternehmen in der Thüringer Metall- und Elektroindustrie (M+E) sind heterogen. Allerdings sind Teilbereiche der Industrie durch den Ausfall wichtiger Zulieferungen massiv betroffen. Das hat eine Blitzumfrage der Arbeitgeberverbände der M+E-Industrie im Land ergeben.
59 Prozent der befragten Firmen haben keine Kunden in Russland, in der Ukraine und Belarus, drei Prozent geben an, einen substanziellen Umsatz dort zu generieren und in einem geringen Umfang 38 Prozent. Der in diesen Ländern erwirtschaftete Anteil am Jahresumsatz betrug 2021 im Schnitt knapp vier Prozent bei diesen Firmen. Der Anteil der Unternehmen, die mit Vertriebsgesellschaften in Russland oder der Ukraine präsent sind, liegt bei sieben Prozent, eigene Produktionsstandorte betreiben sechs Prozent, der durchschnittliche Anteil am Jahresumsatz lag 2021 bei 1,8 Prozent. Auf die aktuelle Situation reagierten 44 Prozent der Befragten mit Exportstopp, 22 Prozent brachen die Geschäftskontakte ab und 11 Prozent schließen ihre Standorte in Russland.
41 Prozent der befragten Unternehmen haben direkte Lieferbeziehungen mit Russland, der Ukraine oder Belarus, zehn Prozent von ihnen im substanziellen und 31 Prozent in geringem Umfang. 37 Prozent der Befragten sind bereits von Lieferschwierigkeiten und Engpässen betroffen. "Da die Thüringer M+E-Industrie vorrangig Vorprodukte benötigt, sind die Lieferschwierigkeiten (Thüringen 36 Prozent; Deutschland: 18 Prozent) hier besonders hoch. Besonders hohe Abhängigkeiten bestehen bei Lieferungen von Metallteilen (25 Prozent), Eisenerz, Roheisen sowie Stahl (17 Prozent). 37 Prozent der Befragten spüren das bereits unmittelbar in der Produktion. Um ausfallende Lieferungen zu kompensieren, suchen 83 Prozent nach dauerhaften Alternativen, die sich allerdings für mehr als die Hälfte der Firmen (63 Prozent) schwierig gestaltet", machte VMET-Hauptgeschäftsführer Fauth deutlich. Auswirkungen der schwierigen Materialversorgung werden Kostensteigerungen im Einkauf sein, die für 66 Prozent substanziell sein werden und zu einem Anstieg der geplanten Einkaufskosten von 22 Prozent führen. 17 Prozent der befragten Firmen rechnen mit drohenden akuten Produktionseinschränkungen. "Es herrscht viel Unsicherheit (34 Prozent). 19 Prozent der Firmen rechnen auch mit Kurzarbeit in geringem Umfang, Personalabbau bei der Stammbelegschaft schließen die Firmen weitestgehend aus. In der Folge des Ukraine-Krieges erwarten 21 Prozent substanzielle Umsatzrückgänge von durchschnittlich 10 Prozent und 18 Prozent befürchten die wirtschaftliche Gefährdung des Thüringer Betriebes, wenn der Konflikt andauert oder sich ausweitet", so Stephan Fauth. "Von der Politik erwarten die Unternehmen konkrete und schnelle Unterstützung beim Abbau von Energiesteuern und -abgaben (83 Prozent), Maßnahmen, um die Versorgungssicherheit im Energiebereich zu gewährleisten (83 Prozent), generelle Entlastung bei Steuern und Sozialversicherungen (41 Prozent) sowie die Ausweitung von Staatsausgaben zur Konjunkturstützung (41 Prozent). Diese Hilfen müssen schnell und unbürokratisch kommen", so Fauth weiter.
An der Umfrage des Dachverbandes Gesamtmetall haben im Zeitraum vom 4. bis 10. März 2022 insgesamt 1.376 Mitgliedsunternehmen mit 767.460 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie teilgenommen. In Thüringen sind 111 Firmen mit 28.277 Beschäftigten verbandsgebunden in der M+E-Industrie tätig. Von diesen Firmen beteiligten sich 29 mit 8.293 Beschäftigten. Die Ergebnisse entsprechen einer Rücklaufquote von 29 Prozent.
Die Umfrageergebnisse finden Sie hier.
Dr. Ute Zacharias
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